Barrierefreiheit ist ein Grundrecht

In dieser Blog-Serie veröffentlichen wir die Beiträge der Redner:innen von der Kundgebung auf dem Bundesplatz vor der Einreichung der Inklusions-Initiative.

Am 5. September, dem Tag der Einreichung der Inklusions-Initiative hat Sara Kornacki über Leid schaffende Strukturen gesprochen. Die Zeit ist reif eine Schweiz zu schaffen, die zugänglich ist für alle Menschen.

Foto von Sara Kornacki. Sara trägt ihre hellbraunen Haare hochgesteckt. Sara trägt ein Jeans-Hemb, grosse Ohrringe, eine Brille und hält ein Mikrofon in der Hand. Fotocredit: Pro Infirmis

Sara Kornacki hält eine Rede an der Kundgebung vor der Einreichung der Inklusions-Initiative. ©Pro Infirmis

Rede von Sara Kornacki:

Liebe Menschen

Wir haben uns heute versammelt, weil wir bald entscheiden wollen, in was für einer Schweiz wir leben möchten. Die heutige Schweiz ist leider immer noch nicht auf die Bedürfnisse behinderter Menschen vorbereitet.

Das beste Beispiel ist die IV hier in der Stadt Bern. Ich will euch heute nicht von den Prozessen erzählen, wir alle wissen bereits, wie schwierig diese sind. Nein, ich will mich auf das Gebäude selber konzentrieren. Denn wenn irgendein Gebäude, in der gesamten Stadt, für Menschen mit Behinderungen zugänglich sein sollte, dann müsste das doch das Gebäude der IV selbst sein.

Nun, ich muss euch enttäuschen. Denn nicht einmal das IV-Gebäude ist inklusiv! Das musste ich leider am eigenen Leib erfahren.

Ich bin autistisch, und werde schnell reizüberflutet. An dem Tag, an dem ich einen Termin bei der IV hatte, ging es mir gar nicht gut. Deshalb fragte ich, ob es einen Ruheraum hat, in dem ich warten kann. So einen Ort gibt es ja auch hier auf dem Platz, in diesem Zelt hinten.

Die Antwort von der IV aber war ein Nein. Als einzige Möglichkeit gaben sie mir die laute Cafeteria. Auch als ich beim zweiten Mal noch verzweifelter um eine stillen Raum bat, wurde ich abgewiesen. Erst, als ich in der Cafeteria schreiend zusammenbrach, brachten sie mich in ein leeres Meetingzimmer. Einen ausdrücklichen Ruheraum gibt es bis heute meines Wissens bei der IV nicht.

Barrierefreiheit ist kein Luxus. Barrierefreiheit ist ein Grundrecht.

Das IV-Gebäude kann stellvertretend für die ganze Schweiz stehen. Genauso wie das IV-Gebäude nicht barrierefrei ist und so unnötig mehr Leid verursacht, genauso verursachen die heutigen Strukturen in der Schweiz unnötig mehr Leid und schaffen Barrieren.

Wir haben es aber in der Hand, diese Barrieren zu beseitigen!

Wir wollen eine Schweiz, die auf die Bedürfnisse aller eingeht! Wir wollen eine Schweiz, die allen Menschen ein Leben in Würde ermöglicht!

Deshalb sind wir heute hier und reichen die Inklusionsinitiative ein, damit wir gemeinsam eine Schweiz schaffen, die zugänglich ist für alle Menschen. Dankeschön.

Zurück
Zurück

Gemeinsam sind wir eine unaufhaltsame Flut

Weiter
Weiter

Die Kraft unseres Engagements